Kultur & Gesellschaft

„Demenz“ ist nicht nur ein biologisch-medizinisches, sondern auch ein soziales und kulturelles Phänomen. Durch fachliche, politische und öffentliche Auseinandersetzung mit ihm wird ein gesellschaftlich-kulturelles Bild des „Demenzkranken“ konstruiert, das die Praxis des Umgangs mit Betroffenen, ihren Familien und die gesellschaftliche Sicht auf Demenzkranke bestimmt. Die Forscherinnen und Forscher des Forschungsbereichs Kultur und Gesellschaft befassen sich mit „Demenz“ als einer sozial und kulturell definierten „Tatsache“ und deren Repräsentationen auf individueller, organisationaler, gesamtgesellschaftlicher und künstlerischer Ebene. Sie berücksichtigen dabei auch die mit der Repräsentation von Demenz verbundenen sozial-normativen und ethischen Aspekte. Dabei gehen sie davon aus, dass das Bild von Demenz einem ständigen Wandel unterliegt. Zu den Gegenstandsbereichen der Forschung gehört das Bild von (Menschen mit) Demenz in kulturellen Repräsentationen (z.B. im Film, in der Literatur, im Theater, in der bildenden Kunst), in Versorgungsdiskursen (z.B. pflegerisch, medizinisch) und den daraus erwachsenen Versorgungspraxen (z.B. im interkulturellen und/oder historischen Vergleich). Reflektiert werden auch die ethisch-moralischen Probleme, die sich aus der fehlenden Selbstbestimmung der Betroffenen im späten Stadium ergeben (z.B. Wunsch nach Beihilfe zum Suizid bei Widersprüchen zwischen früheren Willenserklärungen und späterem Verhalten) sowie sozial-normative Diskurse über das gute Leben (z.B. Lebensqualität), die nach einem „richtigen“ oder „guten“ Umgang mit Betroffenen fragen.